HC La Chaux-de-Fonds vs HC Davos : ein rekordträchtiges Duell

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  • Gepostet von dam, am :

    19/10/2018

Texte Swiss Ice Hockey

Wenn der HC Davos am kommenden Sonntag im Achtelfinale des Swiss Ice Hockey Cups auf den HC La Chaux-de-Fonds trifft, begegnen sich zwei dekorierte Vereine. Wir sprachen mit Tim Coffman, den PostFinance Topscorer der Neuenburger, über den anstehenden Cup-Fight, die Stimmung in der Uhrenstadt und über die verschiedenen Stationen in seiner Karriere.

Die historische Bedeutung

La T'Chaux, so der Rufname des Teams aus dem Neuenburger Jura, feiert am 6. Februar 2019 seinen 100. Geburtstag - es ist daher eine ganz spezielle Saison für den HCC. Tim Coffman bestätigt, dass dieses Jubiläum «in aller Munde ist, in der Stadt und in der Region. Loïc (Burkhalter, Sportchef A. d. R.) und der ganze Staff wollten für diese spezielle Saison eine besonders kompetitive Mannschaft aufstellen und die Ziele sind hoch gesteckt.» Will heissen: Die Swiss League gewinnen.

Nach einem guten Saisonstart gilt das Augenmerk nun aber voll und ganz dem Cup-Achtelfinal. Mit dem HCC, Rekordhalter an Meistertiteln in Serie (6 Meistertitel zwischen 1968-73), und dem HC Davos, Rekordmeister mit 31 Titeln, treffen zwei Koryphäen des Schweizer Eishockeysports aufeinander. Nervös mache das aber niemanden in der Uhrenstadt, so Coffman, verstecken müsse man sich sowieso vor keinem Gegner. Dass der HCC zusätzlich gut in Form ist und der HC Davos zuletzt einige Rückschläge in der National League erlebte, wird die Unterklassigen nochmals zusätzlich anspornen.

Eine bewegte Karriere

Nicht nur sein Team, sondern auch Coffman selbst erlebte einen erfolgreichen Saisonstart. Mit 12 Skorerpunkten aus 7 Spielen, davon 9 Toren, ist er der Topscorer beim HCC. Dieses Prädikat kennt der passionierte Golfer gut: Auch in der letzten Saison, bei HKm Zvolen in der Slowakei spielend, war Coffman der produktivste Spieler seines Teams und der slowakischen Liga. Das Leben im Osten gefiel ihm aber nicht besonders gut und so schaute er sich nach einem neuen Arbeitgeber um. Als er dann den HCC-Sportchef Burkhalter anlässlich eines Spiels in der Slowakei traf, war der Fall klar: Er würde auf diese Saison hin zu den Westschweizern wechseln.

«Ich war zuvor schon einige Male in der Schweiz und wusste, dass mir das Leben hier sehr gut gefallen würde», so Coffman. «Natürlich träumt jeder Spieler von der National League, aber auch in der Swiss League wird sehr gutes Hockey gespielt. Der vorwiegend läuferisch-technische Spielstil kommt mir dabei sehr entgegen.» Dass die Winter in La Chaux-de-Fonds als hart gelten und es im Jura bissig kalt werden kann, stört den 30-jährigen keineswegs. Vor seiner Zeit in der Slowakei spielte er vier Jahre bei den Alaska Aces in Anchorage.

Die Aces, Rekordmeister in der East Coast Hockey League (ECHL), wurden mittlerweile – der profitgetriebenen Franchise-Logik des US-Sports folgend – verkauft und an das andere Ende des Kontinents nach Portland, Maine gezügelt (Distanz 5'300 km). Sentimental darüber werden möchte der Amerikaner aber nicht: «Ich hatte eine tolle Zeit in Alaska. Normalerweise reisen die Minor League-Teams ja sehr oft und weit mit dem Bus. Da unser geographisch gesehen nächster Gegner im 3'000 km entfernten Idaho war, flogen wir an alle Auswärtsspiele.» Die Restaurantbesuche und Erlebnisse mit seinen Teamkollegen nach den jeweiligen Auswärtspartien (die Aces flogen jeweils erst am Folgetag zurück) gehörten zu seinen besten Erinnerungen. Mittlerweile schätze er es aber mehr, nicht mehr so lange und oft reisen zu müssen: «Daher hielt ich bewusst nach einem Team in einer Liga Ausschau, in der nicht so weit gereist wird. Die Schweiz war da logischerweise auf meinem Radar.»

Das neue Umfeld

Als er mitten im Sommer dann in der Westschweiz ankam, erstaunten ihn auf den ersten Blick zwei Sachen ganz besonders: «Erstens, dass unser Stadion in La Chaux-de-Fonds ziemlich in die Jahre gekommen ist und zweitens, dass zuhause und auswärts essen sehr viel Geld kostet», so Coffman. Dank des guten Empfangs durch die sportliche Leitung und die Teamkameraden habe er sich aber sehr schnell eingelebt und fühle sich sehr wohl. Auch dass La Chaux-de-Fonds auf 992 Meter über Meer spielt stört ihn nicht. «Anfangs war es eine kleine Umgewöhnung, aber nach zehn Tagen spürte ich keine Mehrbelastung durch die Höhenluft mehr.»

Eine offene Ausgangslage

A propos Höhenluft: Diese ist sich auch der HC Davos gewöhnt. Die Bündner spielen auf 1'560 Meter Höhe, so hoch wie kein anderes Profiteam in der Schweiz. Zwischen den zwei im Cup-Achtelfinal duellierenden Vereinen liegt nur noch Ambrì, das auf 1'003 Meter Höhe spielt. Das kommende Cupspiel wird also zum geschichtsträchtigen Duell zweier Teams, die mit sportlicher und klimatischer Höhenluft vertraut sind. Was weiss den Tim Coffman über den Cupgegner? «Ehrlich gesagt nicht viel. Ich kenne den Spengler-Cup und einige Freunde haben daran schon teilgenommen. Über das aktuelle Team und ihren Formstand weiss ich nicht wirklich Bescheid.» Muss er auch nicht. Denn dank des breiten und starken HCC-Kaders und mit der Euphorie des 100-jährigen Jubiläums im Rücken ist der Ausgang dieser Partie offener als je zuvor.