Sierre zurück auf der Eishockey-Landkarte

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  • Gepostet von dam, am :

    11/09/2018

Vor fünf Jahren war die sportliche Zukunft des HC Sierre nach dem Konkurs und dem Zwangsabstieg aus der damaligen NLB in die 3. Liga mehr als ungewiss. Die Walliser können auf eine glorreiche Vergangenheit mit 15 Saisons in der NLA zählen mit dem grössten Erfolg 1985/86 als man in den ersten Playoffs der Geschichte des Schweizer Eishockey spielte, jedoch mit 0:2 am späteren Meister HC Lugano scheiterte.

Der HC Sierre schaffte Schritt für Schritt die Rückkehr mit zwei Aufstiegen in Folge und in der dritten Saison in der 1. Liga gewann man die Qualifikation und setzte sich im Playoff-Final in fünf hartumkämpften Spielen gegen den HC Franches-Montagnes durch und schaffte den Aufstieg in die MySports League. Als Tüpfchen aufs I besiegte man auch in der entscheidenden Partie den Kantonsrivalen Sion und schaffte damit den Einzug in das Haupttableau des Schweizer Cups, wo man am 18. September auf den National-League-Club Fribourg-Gottéron trifft.

Bevor der HC Sierre wieder ins Rampenlicht tritt, haben wir uns mit dem neuen Trainer der Walliser, Dany Gélinas (52), über die kommenden Herausforderungen unterhalten. Gélinas arbeitete einst auch zwei Jahre lang für Gottéron.

Der HC Sierre hat einige schwierige Jahre hinter sich hat. Können sich die Siderser immer noch für ihren Klub begeistern?

Gélinas: Dies ist definitiv so. Ich kenne ja die Verhältnisse ein wenig, da ich auch den Kantonsrivalen Sion gecoacht habe. Seit wir das Training auf dem Eis wieder aufgenommen haben, spüre ich die grosse Leidenschaft, die hier für den Club herrscht. Dies ist einerseits sehr positiv, andererseits müssen wir aufpassen, dass diese nicht negativ wird. Das Spiel gegen Gottéron wird sicher ein grosses Eishockeyfest werden. Gottéron ist hier sehr beliebt, wird praktisch als eine Art Cousin angesehen. Der Vorverkauf läuft schon auf Hochtouren, die Leute sind ja inzwischen von den Ferien zurück und man kann die Vorfreude schon spüren.

Es gab einige Umstellungen, aber mit wenigen Ausnahmen haben Sie eine junge Mannschaft zur Verfügung, die sich zuerst finden muss.

Die Vorbereitungsspiele dienen dazu, die Feinabstimmung zu finden. Daher versuche ich möglichst wenige Änderungen von einem Spiel zum andern vorzunehmen. Aber mein Hauptaugenmerk liegt auch darauf, diese jungen Spieler sportlich weiterzubringen. Das Kader wurde entsprechend zusammengestellt. Die MySports League dient ja hauptsächlich als Ausbildungsliga und diese Aufgabe gilt es wahrzunehmen. Ein konkretes Beispiel dafür ist Yoan Massimino, ein junger Stürmer, der praktisch die gesamte letzte Saison wegen einer Knieverletzung verpasst hat. Er braucht Spielpraxis und vor allem muss er das Vertrauen in sein Knie wieder finden. Nur wenn er frei aufspielt, wird er sein Potential abrufen können. Die Routiniers wie Chris Depraz oder Rémy Rimann sind sowohl auf als auch neben dem Eis für den Zusammenhalt wichtig. Wir werden insgesamt sechs Vorbereitungsspiele vor dem Showdown bestritten haben und bisher kann ich zufrieden sein. Während der Schulferien konnten wir schon am frühen morgen trainieren, was auch seine Vorteile hat, denn am Nachmittag steigen die Temperaturen und die Eisqualität würde darunter leiden. Bisher haben alle meine Jungs die richtige Einstellung mitgebracht und haben diese Intensität auch bei den Vorbereitungsspielen umgesetzt.

Kaum schafft Sierre den Aufstieg in die MySports League, wird in einigen Medien schon vom Aufstieg in die Swiss League geschrieben. Ein bisschen voreilig?

Tatsache ist, dass zum jetzigen Zeitpunkt weder wir noch unsere Gegner die Stärkeverhältnisse kennen. Wir werden noch vor Meisterschaftsbeginn die Stöcke mit Düdingen und Valais-Chablais kreuzen um erste Erkenntnisse gewinnen zu können. Aber wir sind uns auch bewusst, dass wir auf starke und ambitionierte Clubs wie zum Beispiel Chur, Basel, Huttwil oder auch Dübendorf treffen werden. Für meine Spieler wird sowieso die grösste Umstellung sein, sich an das physische Spiel der Deutschschweizer Klubs anzupassen. Es ist ein ganz anderer Stil als bei den welschen Teams, welche ihre stärken vor allem im spielerischen Bereich haben. Jeder muss sich darauf einstellen, dass ein anderer Wind wehen wird und bereit sein, seine Qualitäten einzubringen. Ein paar meiner Spieler haben vor allem läuferische Vorzüge, andere wie beispielsweise Maxime Montandon oder John Fritsche, welche die Saison bei uns beginnen werden, werden Physis und Erfahrung mitbringen, die gerade in diesen Partien wichtig sein werden.

Sprechen wir abschliessend noch über Ihren Gegner am 18. September, Fribourg-Gottéron. Sie selbst haben zwei Jahre für Gottéron gearbeitet, kennen also die meisten Spieler. Ein kleiner Vorteil?

Ich glaube kaum, dass dies eine Rolle spielen wird. Dazu hat sich Gottéron ja mit zwei Hochkarätern wie Reto Berra und Philippe Furrer verstärkt und steigt mit grossen Ambitionen in die neue Saison. Ich werde Gottéron sicher noch vor dem Cupspiel ein paar Mal beobachten, aber die Erkenntnisse werde ich für mich behalten. Meinen Spielern werde ich vor der Partie mitgeben, dass sie sich auf das grosse Erlebnis Cup freuen und den Moment geniessen sollen, ein Spiel gegen einen namhaften Gegner vor ausverkauftem Haus bestreiten zu können. Hockeyherz was willst du noch mehr? Natürlich müssen werden wir Gottéron respektieren, doch ich hoffe, dass wir trotzdem das Spiel mit einer positiven Einstellung beginnen werden und den Fans zeigen werden, dass auch wir Eishockey spielen können. Unsere fanatischen Fans werden uns sicher nach vorne pushen. Aber das wichtigste ist, dass es ein grosses Eishockeyabend wird, an den sich Publikum und Spieler noch lange erinnern werden.